In Kosova gab es am 1. Mai keinerlei Mai Demonstration. Die Gewerkschaft BSPK rief die Menschen nur dazu auf, den 1. Mai im Park „ Germia“ zu feiern. Die Zeitung „Zeri“ brachte dazu die Anmerkung eines seit Jahren arbeitslosen
Kollegen in Kosova. Der Arbeiter spazierte mit seinen Kindern durch die Hauptstadt. Zu den Feierlichkeiten im Park „ Germia“ ging er nicht, da im nicht zum Feiern zu Mute war. Der Familienvater zeigte nur seinen Kindern welche Warenangebote es in der Hauptstadt gibt. Die Geschäfte waren natürlich geschlossen. Der Arbeitslose hätte seinen Kindern sowieso nichts kaufen können. In Kosova gibt es keinerlei Arbeitslosengeld. In Ausnahmefällen erhält eine erwachsene Person 40 € pro Monat, als so genannte Sozialhilfe. Ein zweites Familienmitglied erhält nur noch 35 € und für ein Kind gibt es maximal 15 €, um das Monat zu überstehen. Dies ist jedoch kaum möglich, die Preise in Kosova sind mit den Preisen in Deutschland vergleichbar. Armut, Not und Hunger prägen das Leben vieler Familien in Kosova. Auf der anderen Seite gibt es allerdings einen wachsenden Protest von Arbeitern gegen die passive und unterwürfigen Politik von weiten Teilen der Gewerkschaftsbürokratie. Einige „privatisierte Arbeiter“ bei der „KEK“ haben eine kämpferische Gewerkschaftssektion gegründet, um Widerstand zu organisieren. Diese 250 Arbeiter erhielten nach der Teilprivatisierung, sinkende Löhne, Zunahme von unbezahlter Arbeit und den Wegfall jeglichen Kündigungsschutzes. Diese Arbeiter fordern die Rücknahme der Teilprivatisierungen bei der Kosovo Energy Corporation ( KEK ). Ihre Forderungen lauten: „Kein Geld im private Taschen, Rückkehr an unsere regulären Arbeitsplätze-Nieder mit der Privatisierung.“ Die Belegschaft bei der KEK kündigte Streiks gegen die Absicht an, die KEK vollständig zu privatisieren. Diese Arbeiter heben sich positiv auf ab, „von der Politik des Dialogs“, welche die Führung der Gewerkschaft BSPK betreibt. Die 250 Arbeiter im privatisierten Bereich der KEK kündigten unmittelbaren Widerstandsaktionen an. Zudem kommt der Fakt, dass verletzte Arbeiter keinerlei Abfindung oder Entschädigung durch die KEK erhalten. Oftmals werden sogar Todesfälle im Produktionsprozess, durch den Staat und die privaten Teilhaber einfach ignoriert. Besonders die Arbeiter an der Autobahn welche durch Kosova gebaut wird sind der schrecklichen Ausbeutung unterworfen. Das private Konsortium " Bechtel Enka " lässt die Arbeiter im Schnitt 12 Stunden pro Tag arbeiten. Allerdings werden die Arbeiter nur für 8 Stunden Arbeit bezahlt. Der Durchschnittslohn liegt bei 1,35 € pro Stunde. Viele Arbeiter halten den Stress und die Arbeitsbelastung nicht aus. Es gibt viele verletzte Arbeiter welche für das Konsortium schufteten. Ohne große Umstände werden diese Arbeiter fristlos und ohne Entschädigung entlassen. Der Staat schützt keinerlei Arbeiterinteressen, garantiert keinerlei Arbeiterrechte. Die erklärte Absicht der Regierung ist es hohe Profitraten in Kosova anzubieten. Das Schicksal der Arbeiter ist der politischen Kaste egal. Generell ist der Bausektor in Kosova der am schnellsten wachsende Zweig der Produktion, genau in diesem Bereich ist die Ausbeutung und die Unfallhäufigkeit am größten. Völlig ungeschützt sind die Arbeiter gegenüber den privaten Investoren. Arbeitsunfälle sowie Verletzungen sind an der Tagesordnung. Am Bausektor gibt es die höchste Todesrate unter den Arbeitern in Gesamteuropa.
Sklavenarbeit
Im Land gibt es viele Örtlichkeiten an denen sich Arbeiter jeden Tag aufstellen, in der Hoffnung einen Käufer für ihre Arbeitskraft für einen Tag zu bekommen. Im Durchschnitt erhält, ein für einen Tag gemieteter Tagelöhner für einen Tag Arbeit fünf Euro. Behxhet Shala , der Vorsitzende des Rates für Menschenrechte in Kosova , CDHRF erklärt dazu: „Auf dem Balkan ist Kosova das Land , wo die meisten Arbeitnehmerrechte verletzt werden Zusätzlich zu diesen Verstößen hat Kosova die höchste Rate der Arbeitslosigkeit.“ Es gibt zwar keine genauen Zahlen für die Arbeitslosigkeit , Sahla schätzt , dass die Arbeitslosigkeit bei 45 Prozent liegt .
Relativ genaue Zahlen gibt es allerdings bezüglich der Arbeitslosigkeit in der Stadt Prizren. Dort liegt die Arbeitslosenzahl bei 60 %. Ein Arbeiter erzählt:“ Ich gehe jeden Tag zur Bushaltestelle um Arbeit zu finden. Hin und wieder kauft jemand meine Arbeitskraft für einen Tag. Die Bedingungen unter denen ich meine Arbeitskraft verkaufe sind bekannt und unerträglich.“ Der Direktor des regionalen Arbeitszentrums Hajrullah Hoxha , schildert die Situation wie folgt:“ Viele Arbeitslose haben eine höhere Bildung und mehr als die Hälfte der Arbeitslosen sind Frauen.“
Beginnender Widerstand
Der Gewerkschaftsvorsitzende des BSPK Arifi , meinte alle Probleme mittels „des Dialoges“ und ohne Proteste lösen zu können. Der Verzicht auf eine 1. Mai Demonstration ist ein signifikantes Zeichen für diese Haltung. Diese Gewerkschaftspolitik ignoriert Arbeiterrechte und akzeptiert die Ausbeutung der Arbeiter. Dagegen formiert sich immer mehr innergewerkschaftlicher Widerstand. Die Arbeiter haben die Schnauze voll bezüglich des Dialogs und des Verrats. In immer mehr Einzelgewerkschaften formieren sich Arbeiter, die eine andere Gewerkschaftspolitik favorisieren. Häufig wird im Metallarbeitersektor protestiert und gestreikt. Die Bauerngewerkschaft führt laufend Proteste durch. Immer wieder protestieren Arbeiter aus einzelnen Betrieben, für ihre Rechte und gegen die Privatisierung. Es ist an der Zeit die Arbeiterbewegung zu reaktivieren. Die Proteste müssen gebündelt werden. Nötig ist , die Vorbereitung eines Generalstreiks gegen die Privatisierung und mit dem Ziel die Regierung zu stürzen. Zuvor allerdings müssen die Arbeiter und Arbeiterinnen, die jetzige Gewerkschaftsführung in den verdienten Vorruhestand schicken.