Von Osman Osmani-Gewerkschaftskämpfe in Albanien-Chrom ist aus wirtschaftlicher Sicht das wichtigste Metall in Albanien. Derzeit gibt es in der Stadt Bulqiza der Region Dibër rund 110 Unternehmen, die für die Gewinnung von Chrom zugelassen sind. Deren Exporte belaufen sich auf rund 100 Millionen Euro pro Jahr.
In den letztenzehn Jahren sind landesweit rund 300 Bergarbeiter durch Bergbauunfälle ums Leben gekommen. Trotz der tragischen Zahl der Todesopfer wurden in den letzten Jahren keine Führungskräfte des Unternehmens zur Verantwortung gezogen.
Die traditionellen Gewerkschaften in Albanien, sowie in den meisten ehemaligen sogenannten sozialistischen Ländern, wurden überhaupt nicht reformiert und dem neunen neoliberalen System angepasst, sondern werden weiterhin von den etablierten Parteien kommandiert. Gewerkschaften sind einfach kommerzielle Erweiterungen der Parteien innerhalb der Unternehmen.
Im November 2019 hat eine Gruppe von Bergleuten aus Bulqiza eine neue Gewerkschaft (SMBB) gegründet, die das Niveau der Interessenvertretung der Arbeitnehmer in der Bergbauindustrie zu erhöhen verspricht, eine der Sektoren der albanischen Wirtschaft mit den meisten Todesfällen. Das AlbChrom-Unternehmen, welches die Bulqiza-Minen verwaltet, hat nur wenige Tage nach Gründung der Gewerkschaft am 17. November 2019 einige SMBB-Gründer, wie Elton Debreshi, Beqir Duriçi, Behar Gjimi und Ali Gjeta zu Unrecht gekündigt. Dies ist jedoch kein Einzelfall der Unrechtmässigkeiten.
Unter diesen Umständen hat der Bergmann Elton Debreshi, gleichzeitig Vorsitzender der Gewerkschaft der Vereinigten Bergleuten von Bulqiza, beschlossen als unabhängiger Kandidat bei den bevorstehenden Wahlen am 25. April aufzutreten.
Debreshi hat erklärt, sein Ziel sei es, die Interessen der Bergleute von Bulqiza und ganz Albanien zu vertreten und zu schützen. Er gehört zur dritten Generation von Bergleuten in seiner Familie.
Elton Debreshi bekräftigte bei seinen medialen Auftritten seine Motivation und betonte ausdrücklich: "wenn der Bergmannsstatus in den GAV genehmigt und geschützt wird, wird er seine Kandidatur zurückziehen". Ihm geht es also nicht darum, dass er sich nach einem Posten im Parlament sehnt, sondern dass er diesen als Mittel zum Zweck sieht.
Sein Sieg, welcher nicht unwahrscheinlich ist, wäre eine Erfolgsgeschichte und zwar nicht nur für diese Branche, sondern für die neuen Gewerkschaften Albaniens als solches. Auch könnte es als gutes Modell für Gewerkschaftskämpfe in den benachbarten Ländern dienen.
(Kästchen 1)
Gemäss Angaben der albanische Zolldirektion (DPD) wurden im Zeitraum Januar bis Oktober 2020 insgesamt 253.026 Tonnen Chrom und Ferrochrom exportiert. Wobei 26.413 Tonnen Ferrochrom vom grössten Exporteur des Landes, AlbChrom, exportiert wurden. Weitere 226.613 Tonnen Chrom wurden von 58 anderen Bergbauunternehmen exportiert. Das albanische Ferrochrom wurde im Jahr 2020 in folgende Länder exportiert: Königreich Thailand; Vereinigte Arabische Emirate; Italien, Kanada, Spanien, Saudi-Arabien, Japan, Chile, Grssbritannien; Vereinigte Staaten, China; Die Niederlande, Rumänien, Mazedonien, Österreich, Schweiz, Australien, Indien, Deutschland und Ukraine. Auch wurden laut dem Ministerium für Energie und Industrie 60-65% des FeCr-Ferrochroms nach China exportiert.
(Kästchen 2)
Seit 30 Jahren Transition und Misswirtschaft wurde seitens der Politik der Status eines Bergmanns (GAV für Minenarbeitnehmer) in jedem Wahlkampf versprochen, aber sobald die Wahlen vorbei waren, vergasen die Parteien, welche gewannen, ihre Versprechen.
Am 21. Dezember 2020 legte die Union der Bergleute von Bulqiza dem Parlament die Petition mit 10’700 Unterschriften zur Genehmigung des GAV-Status für Minenarbeitnehmer vor.
Die Bergleute haben 4 Forderungen an das Parlament und Politik des Landes gerichtet:
• Lebensversicherung für Bergleute
• Erhöhung der Löhne und anderer Leistungen für Bergleute
• Erhöhung der Renten für Bergleute
• Gewährleistung der Gesundheitsversorgung für Bergleute (auch ehemalige Bergleute)
Bild Elton Debreshi
Anmerkung der Redaktion- Unser Autor Osman Osmani ist ein Veteran der Arbeiterbewegung aus Kosova. O. Osmani lebt in Schaffhausen in der Schweiz und war viele Jahre im Vorstand der Gewerkschaft UNIA
Osman Osmani, Anfangs März 2021