Die Massaker des IS (Islamischer Staat) und seiner regionalen und internationalen Unterstützer gehen im Nahen– und Mittleren Osten weiter. KurdInnen, TürkmenInnen, ChristInnen, EzidInnen, AlevitInnen, SchiitInnen und zahlreiche andere Menschen aus verschiedenen ethnischen, religiösen und sozialen Gruppen sind Opfer dieser Massaker geworden. Zuletzt werden die Regionen Rabia und
Sengal, das Hauptsiedlungsgebiet der EzidInnen, seit dem 2. August angegriffen. Hunderte ZivilistInnen sind bisher getötet worden. Zehntausende sind auf der Flucht. Davor wurde die Region Kobanê und andere in Rojava angegriffen, die allerdings von der Bevölkerung erfolgreich verteidigt wurden. Es ist absehbar, dass diese Angriffswelle auch in Zukunft anhalten wird. Zu all diesen Angriffen schweigt die internationale Öffentlichkeit.
Um weitere Massaker zu verhindern, gegen diese Angriffe des IS und das Schweigen zu protestieren und internationale Institutionen und die Öffentlichkeit zu Taten zu bewegen, rufen wir als YXK – Verband der Studierenden aus Kurdistan deshalb alle Menschen zu Protesten auf.
Bitte nehmt an den Demonstrationen und Kundgebungen, die wir am 8. und 9. August in den Städten Dortmund, Göttingen, Frankfurt und Bielefeld organisieren teil und erhebt eure Stimme gegen diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Haltet euch auf unserer Homepage und Facebook-Seite über aktuelle Informationen auf dem Laufenden.
Infos über die Demo in Dortmund:
08.08.14, 18:00 Uhr, Dortmund Hauptbahnhof
Infos über die Demo in Frankfurt:
09.08.14, 16:00 Uhr, Frankfurt Hauptbahnhof
Infos über die Demo in Bielefeld ( die bundesweite Demo ist von FKÊ– Föderation der Êzidischen Vereine e.V. organisiert.)
09.08.14, 13:00 Uhr, Radrennbahn in Bielefeld
Infos über die Demo in Göttingen:
07.08.14, 18:30 Uhr, Göttingen vor der Gänseliesel
Flugblatt
Angriffe des IS in Südkurdistan – tausende ÊzîdInnen auf der Flucht Seit dem 2. August greifen Kämpfer der islamisch-fundamentalistischen Gruppe Islamischer Staat (IS) die Stadt Şengal (Sinjar) in Südkurdistan/Nordirak an. Nach zweitägigen Angriffen hatten sie die Stadt und einige Dörfer im Umland eingenommen. Kurz vor der Einnahme durch die Islamisten zogen sich die militärischen Einheiten der südkurdischen Autonomieregion, sogenannte Peshmerge, die der Demokratische Partei Kurdistans (PDK) nahe stehen, aus der Region zurück. Die zurückgelassene Zivilbevölkerung verteidigte sich selbst gegen den IS oder floh vor den Islamisten ohne Nahrungsmittel und Wasser in die nahen Berge.
Währenddessen konnten KämpferInnen der Volksverteidigungseinheiten (YPG) aus Westkurdistan/Nordsyrien (Rojava), die die Grenze zwischen den Staaten Syrien und Irak überquert hatten, um der Zivilbevölkerung zu Hilfe zu kommen, weite Teile der Region vom IS befreien. Salih Muslim, Kovorsitzender der westkurdischen Partei der demokratischen Einheit (PYD), betonte, dass nur wenige Peshmergekräfte den Rückzugsbefehl verweigerten und sich an dieser Befreiungsoffensive beteiligten. Unterdessen befreite die YPG auch die Grenzregion Rabia zwischen Syrien und Irak, die zuvor unter Kontrolle des IS geraten war. Kurdische Guerilla-Einheiten der Volksverteidigungskräfte (HPG) setzten sich vom Kandil-Gebirge aus unmittelbar in Bewegung, um die schnell von der Zivilbevölkerung zusammengestellten Selbstverteidigungseinheiten in Şengal zu unterstützen.
Die historisch-kulturell bedeutende Region Şengal ist das Hauptsiedlungsgebiet der êzîdischen Religionsgemeinschaft. Die ÊzîdInnen sind KurdInnen und leben seit Jahrhunderten in Şengal, wo sich zahlreiche ihrer religiösen und kulturellen Stätten befinden. Der IS hat in jüngster Vergangenheit durch seine Schreckensherrschaft – insbesondere Massenhinrichtungen und Enthauptungen – Schlagzeilen gemacht. Gefährdet sind alle, die nicht in das dschihadistisch-salafistische Weltbild der Gruppe passen, vor allem „Andersgläubige“, andere Ethnien, Frauen generell, politische GegnerInnen. Der êzîdischen Gemeinschaft droht deshalb, vor allem seit dem Vormarsch des IS in den letzten Monaten, Lebensgefahr. Daher flohen bereits zu Beginn der Kämpfe um Şengal zehntausende Menschen aus der Region – unter ihnen auch schiitische TurkmenInnen, die bereits aus ihren Siedlungen vorm IS nach Şengal geflohen waren. Laut UN-Angaben sind allein aus Şengal ca. 200.000 Menschen ohne Wasser– und Nahrungsmittelversorgung auf der Flucht. Ihnen droht eine humanitäre Katastrophe. Der Kurdistan National Kongress (KNK) hat bereits zu Hilfskampagnen für Şengal aufgerufen. Şengal ist aufgrund seiner êzîdischen Identität nicht nur ein Symbol für die kulturell-religiöse Vielfalt des Nahen und Mittleren Ostens, sondern für den IS auch ein militär-strategisch wichtiger Ort. Şengal liegt an der Grenze zwischen Syrien und Irak sowie zwischen dem Zentralirak und der kurdischen Autonomieregion in Südkurdistan/Nordirak. Die Kontrolle über diese Region ermöglicht größerer Angriffe des IS auf die selbstverwalteten und sich selbst verteidigenden Kantone in Rojava/Nordsyrien – vor allem den östlichsten Kanton Cizîr, aber auch auf die Autonomieregion Südkurdistan.
Als YXK verurteilen wir nicht nur den IS und seine menschenverachtende Ideologie. Wir verurteilen die Politik der regionalen Mächte, vor allem der türkischen Regierung, die den IS bis heute unterstützt oder zumindest von ihrem Staatsgebiet und über die Grenze nach Syrien hinein operieren lässt, sowie die Monarchien Saudi Arabien und Katar, die jegliche fortschrittliche Entwicklung in der Region sabotieren. Wir sehen die einzige Möglichkeit, dem IS und seinem Handeln Einhalt zu gebieten, indem sich alle DemokratInnen und HumanistInnen gegen religiösen Fundamentalismus und menschenverachtende Ideologien stellen und die fortschrittlichen Bestrebungen der Menschen im Nahen und Mittleren Osten nach gesellschaftlichem Wandel und Demokratisierung der bestehenden Systeme unterstützen.
YXK – Verband der Studierenden aus Kurdistan www.yxkonline.de